Vorschlag für Wohnzimmer- Gottesdienst zuhause

Auch der folgende Vorschlag für Karfreitag soll lediglich eine Anregung sein, ein Gerüst bilden, an das Sie sich halten können. Verändern Sie sie ruhig …

 

So können Sie z.B. andere Lieder wählen, die Ihnen vertrauter sind, die Sie mehr ansprechen. Trauen Sie sich ruhig, sie zu singen.

Oder spielen Sie die Melodien mit dem Klavier, mit einer Flöte … und lesen Sie die Texte langsam vor. Auch im Internet werden Sie fündig, oder vielleicht findet sich ja noch eine CD mit geeigneten Liedern.

                        Musikalisches Vorspiel

                       

                   Im Namen des dreieinigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und

 

                   des Heiligen Geistes. Amen.

 

                   Lied: O Haupt voll Blut und Wunden ( EG 85 )

 

                   So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn

 

                   Dahingab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,

 

                   sondern das ewige Leben haben. ( Johannes 3,16 )

                  

 

                   Gebet:

Herr Jesus Christus, danke, dass du uns kennst und siehst und dass wir jetzt zu dir kommen dürfen, so wie wir sind und mit allem, was uns beschäftigt. Du weißt, wie sehr wir unter den Einschränkungen der letzten Monate leiden. Du weißt um unsere Angst, unsere Sorgen, unsere Trauer, unsere Müdigkeit. Jesus, Dir ist das Leid nicht fremd. Du hast selbst gelitten. Freiwillig. Du hast gelitten bis in den Tod am Kreuz. Deshalb kommen wir mit allem, was uns jetzt belastet, zu dir.

Hilf uns, das alles zu tragen. Danke, dass du unsere Lasten schon damals mit ans Kreuz genommen hast. Danke, dass du uns so sehr liebst. Danke, dass du uns nicht allein lässt. Sei jetzt bei uns und bei denen, die wir lieben, rede zu uns, segne uns. Amen.

 

                   Lesung: Johannes 19,17-30

 

                  Glaubensbekenntnis

 

                   Lied: Korn, das in die Erde ( EG 98 )

Predigt :

 

„Gelitten unter Pontius Pilatus.“ Mehr wird über das Leben von Jesus in unserem Glaubensbekenntnis nicht gesagt. Leben meint die Zeit zwischen seiner Geburt und seiner Kreuzigung. Da heißt es: Geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt.“ Das ganze Leben wird reduziert  auf diesen einen Punkt. „ Gelitten unter Pontius Pilatus.“ Ist das nicht ein bisschen wenig? Gäbe es über Jesus nicht so viel mehr zu sagen? Dass er Kranke geheilt hat? Dass er Wunder getan hat? Dass er Menschen voller Liebe begegnet ist? Dass er reden konnte wie kein anderer? Dass die Leute ihm zu Tausenden nachgelaufen sind?

Jesus- das war doch so ein reiches, so ein außergewöhnliches, so ein besonderes Leben. Da gäbe es doch so viel Tolles und Schönes festzuhalten. Aber hier heißt es nur: „Gelitten unter Pontius Pilatus.“

Unsere Glaubensbekenntnisse ( es gibt ja mehrere, auch etwas Längere ) wollen in möglichst kurzen Worten die wichtigsten Inhalte des christlichen Glaubens ausdrücken. Das ist so ähnlich wie beim Kochen- da kommt alles Mögliche in die Pfanne und dann wird das geköchelt und reduziert und am Schluss noch ausgesiebt, bis nur noch eine leckere Sauce übrig ist, in der sich der ganze Geschmack konzentriert. So ähnlich wird hier all das Viele, was zu sagen wäre, reduziert, zusammengedampft, ausgesiebt, bis zum Schluss nur noch das übrig bleibt, in dem sich alles andere konzentriert.

Das heißt aber auch, dass hier jeder Satz, ja, jedes Wort Gewicht hat. Da steht nichts Nebensächliches und schon gar nichts Unnötiges mit drin. Und deshalb lohnt es sich, über diese vier Worte nachzudenken: Gelitten unter Pontius Pilatus. Wir beginnen von hinten.

1 Pontius Pilatus

Eigentlich war er nur ein mehr oder weniger unbedeutender kleiner Provinzstatthalter im großen römischen Weltreich. Stünde der nicht im Glaubensbekenntnis, wäre er schon längst vergessen. Höchstens eine Handvoll Fachleute wüßte noch was über ihn. So aber ist der Mann bis heute weltberühmt.

Wie kommt er ins Glaubensbekenntnis? Es werden ja, außer Jesus, überhaupt nur  zwei Menschen erwähnt: Maria, die Jungfrau, und dieser Pontius Pilatus. Hätte es da nicht noch andere gegeben? Petrus? Johannes der Täufer? Zachäus? Warum bloß der korrupte Beamte, der brutale Machtmensch, der verantwortungslose Politiker? Dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Der taucht hier auf, weil damit das Leben von Jesus für alle Zeiten geschichtlich festgemacht wird. Weil klar gemacht wird: Jesus ist wirklich in die Weltgeschichte eingegangen, zu einer ganz konkreten Zeit in einer ganz konkreten Situation an einem ganz konkreten Ort. Manchmal wird ja überlegt: Na, ja, das mit Jesus, das kann man nicht so genau wissen. Vielleicht hat sich das nur mal jemand ausgedacht und dann so aufgeschrieben. Ob es den wirklich gibt?

Und die gelehrten Theologen, allen voran die Deutschen, haben im 20. Jahrhundert ausführlich zu erklären versucht, warum das für den Glauben gar nicht so wichtig sei, ob all die Berichte über Jesus wirklich im historischen Sinne wahr sind. Ob das also wirklich geschehen ist. Viel wichtiger sei doch die dahinter stehende Glaubensaussage. Sicher, es gebe da einen historischen Kern, es gab mal diesen Wander-Rabbi, aber vieles, was über ihn berichtet wurde, hätten sich die Menschen eben später ausgedacht, um ihren Glauben zum Ausdruck zu bringen.

Viele Menschen in Deutschland haben diesen Theologen geglaubt- und das ist mit ein Grund, warum im 20. Jahrhundert die Kirchen immer leerer geworden sind. Weil es ja keinen Sinn macht, mein ganzes Leben und mein ganzes Sterben an etwas festzumachen, was doch höchst unsicher und fraglich ist.

Das Glaubensbekenntnis verweist auf Pontius Pilatus. Und hält damit in aller Kürze fest: Damals zu dieser konkreten Zeit ist das geschehen. Das ist historisch greifbar. Da hat Gott in der Geschichte gehandelt. Da ist Gott konkret geworden. Jesus ist keine fromme Erfindung, sondern eine historische Persönlichkeit. Dafür steht Pontius Pilatus. Schaut in die Akten, da findet ihr alles.

Und tatsächlich finden sich- auch in Verbindung mit diesem Namen- eine ganze Reihe Berichte über das Leben und v.a. Leiden von Jesus. Nicht nur im Neuen Testament, sondern auch in römischen und jüdischen Chroniken, in antiken Briefwechseln, in den Berichten römischer Beamter und und und. Es gibt kein Ereignis in der Antike, das annähernd so gut bezeugt ist wie die Tatsache von Jesu Leben und Tod. ( Nur ein Beispiel: Über Julius Cäsars berühmten gallischen Krieg gibt es 10 handschriftliche Quellen. Die älteste davon stammt aus dem Jahr 900 n.Chr.- also ein knappes Jahrtausend nach diesem Krieg. Über die Berichte des Neuen Testamentes gibt es mehr als 14000 handschriftliche Quellen, die ältesten Fragmente davon aus dem frühen 2. Jahrhundert- also höchstens hundert Jahre später. Komischerweise kommt niemand auf die Idee zu sagen: Vielleicht hat Cäsar ja gar nicht den Krieg in Gallien geführt und das haben sich nur einige Menschen ausgedacht.

Also Pontius Pilatus steht dafür, dass Gott in Jesus Christus konkret geworden ist. Und zwar auch geschichtlich konkret, überprüfbar, greifbar. Deshalb ist dieser Name im Glaubensbekenntnis so wichtig.                                                                                                  

 

2 Unter

Auch dieses Wort ist keine Nebensache. Nicht unwichtig. Da hätte ja auch stehen können: Gelitten zur Zeit des Pontius Pilatus. Oder: Gelitten durch Pontius Pilatus. Aber hier steht: Gelitten unter Pontius Pilatus. Und dieses „unter“ verrät uns etwas ganz wichtiges über Jesus. Jesus ist ja der Sohn des lebendigen Gottes. Im Neuen Testament steht, dass durch ihn alle Dinge gemacht, geschaffen sind. Er lebt in der Herrlichkeit des himmlischen Vaters. Jesus ist also über allem Und über allen. Er steht drüber. Und eigentlich könnte er auch sagen: „Ach, was die Menschen da machen, da steh ich doch drüber. Wie die sich selbst zugrunde richten, da steh ich doch drüber. Wenn die in ihr Verderben rennen, da steh ich doch drüber. Sie haben ja die Bibel. Sie haben ja die Propheten. Sollen sie sich danach richten.“

Aber das Faszinierende ist: Jesus blieb nicht drüber. Er entäußerte sich seiner göttlichen Herrlichkeit, so steht es im Philipperbrief und nahm Knechtsgestalt an. Ein Knecht steht nicht drüber sondern drunter. Jesus begibt sich drunter. Als Schöpfer steht er über der Schöpfung. Aber er begibt sich unter ihre Rahmenbedingungen und wird von einer Frau geboren. Er hätte auch ganz anders zur Welt kommen können. Jesus begibt sich drunter. Als Lehrer hätte er Dienstleistungen von seinen Jüngern verlangen können. Aber er begibt sich drunter und wäscht ihnen die Füße- niedrigste Sklavenarbeit. Jesus begibt sich drunter. Da gibt es diese schöne Geschichte, wo er an den Jordan kommt, um sich von Johannes dem Täufer taufen zu lassen. Und der wehrt entsetzt ab: Du solltest mich taufen. Aber doch nicht ich dich. Aber Jesus besteht drauf. Die Taufe symoblisiert ja unter anderem, dass uns unsere Schuld abgewaschen wird, aber, und das weiß Johannes ganz genau- Jesus hat keine Schuld. Als einziger Mensch hat er keine Schuld. Dass er trotzdem getauft werden will, heißt: ER stellt sich unter unsere Schuld. So sagt dann ja auch der Täufer über ihn: Seht das ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt. Wenn er aber die Sünde der Welt trägt, dann begibt er sich unter diese Sünde. So wie er sich unter den Kreuzbalken begibt, den er nach Golgatha trägt. Das alles müsste er nicht. Das alles macht er freiwillig: Ja, Vater, ja von Herzensgrund, leg auf, ich will’s dir tragen.“ Er geht drunter, um zu tragen. Jesus bleibt nicht drüber. Sondern er begibt sich drunter. Bis dahin, dass er sich unter unsere Schuld und Sünde begibt, unter unser Versagen, unter unsere Lieblosigkeiten, unter unseren Streit, unter unsere Tränen, unter unser Leid, unter unsere Verletzungen. Darunter zerbricht er. Das kostet ihn das Leben. Gelitten unter Pontius Pilatus. Schon. Aber auch: Gelitten unter Anke Klapprodt. Oder gelitten unter- setzen Sie da ruhig ihren Namen ein….

 

3 Gelitten

Jesus lebte rund 33 als Mensch. Über die ersten 30 Jahre wissen wir relativ wenig. Über die letzten drei Jahre schon viel mehr. Ab besten informiert sind wir über die Ereignisse rund um sein Leben und Sterben. In den Evangelien nehmen diese Ereignisse ein Viertel bis ein Drittel des ganzen Textes ein. Grob gesagt: Über 33 Jahre wissen wir fast nichts- aber die letzten zwei Tage können wir beinahe Stunde für Stunde nachvollziehen. Ganz klar: Das Wichtigste, was Matthäus, Markus und Co erzählen wollen, ist das Leiden und Sterben von Jesus. Und deshalb ist das nur folgerichtig, wenn im Glaubensbekenntnis eben nur noch das auftaucht: Gelitten.

Das war- nein: das ist- das Allerwichtigste im Leben von Jesus. Dass er gelitten hat. Bis in den Tod. Dazu ist er Mensch geworden. Um zu leiden, um zu sterben.

Was ist so wichtig an diesem Leiden?

Dass da ein besonders großer und guter Mensch leidet? Es haben auch andere große und gute Menschen gelitten. Dass dieses Leiden schlimmer wäre als alles andere Leiden? Das war fürchterlich und brutal, ohne Frage. Aber es gibt so viel anderes fürchterliches und brutales Leiden auf der Welt. Auch heute. Dass hier ein Unschuldiger hingerichtet wird? Das passiert leider auch dauernd- bis heute.

Nein: Es geht darum, dass hier Gott selbst leidet. Und stirbt. Es geht darum, dass der leidet und stirbt, der keine Schuld und Sünde hat und der sich unter unsere Schuld und Sünde begeben hat. Der unter all das gekrochen ist, was uns von Gott trennt und der alles auf sich genommen hat.

Das ist das Entscheidende: Gott selbst leidet. Gott leidet unter uns. Und zugleich: Gott leidet für uns. Gott selbst kann uns so gut leiden, dass er für uns leidet. Er schleppt alles, was er sich da aufgelastet hat, mit ans Kreuz. Unsere Gottlosigkeit. Unsere Schuld. Unser Leid. Unser Elend. Unsere Trauer. ER schleppt alle unsere Lasten ans Kreuz. Und stirbt dort schließlich unseren Tod. Damit aber nimmt er das alles mit in den Tod. Das alles ist erledigt. Das alles hat keine Macht mehr. Das darf uns alles nicht mehr belasten. Deshalb macht es Sinn, sich im Leben und Sterben ihm anzuvertrauen. Dem, die Schuld zu bringen, dem die Not zu nennen, dem das Sagen im Leben zu geben, der auch für uns gelitten und sein Leben gegeben hat. Und wenn das Gewissen uns dann wegen irgendeiner Sache anklagt, dürfen wir sagen: Darunter hat auch Jesus gelitten. Und deshalb ist das auch jetzt erledigt. Er hat es mit in den Tod genommen. Meine Schuld ist mit ihm gestorben. Das ist Vergebung. Dass er unter all dem leidet, was uns belastet, dass er es von uns nimmt, damit wir frei sein und leben können. Leben durch ihn, Leben mit ihm, Leben für ihn.

Kennen Sie einen anderen, der das macht? Kennen Sie einen anderen, bei dem Sie Vergebung finden können? Einen anderen, der Frieden in Ihr Herz bringen kann? Einen anderen, der Ihr Leben heil machen kann? Das tut nur er. Nur Jesus.

Jesus der ganz konkret Mensch geworden ist. Jesus, der nicht über allem blieb, sondern drunter kam. Jesus, der gelitten hat für jeden und jede von uns. Darauf können wir vertrauen. Das darf unser Glaube sein. Dazu sollen wir uns bekennen: Gelitten unter Pontius Pilatus. Amen.

 

                                          Lied: Nun gehören unsere Herzen ( EG 93 )

 

 

                                          Gebet:

Lieber Vater im Himmel,

danke, dass du diese Welt nicht sich selbst überlässt mit all ihrem Elend, ihrem Leid, ihren Scherben, ihren Tränen, sondern dass du hineingekommen bist in diese Welt, in Jesus deinem Sohn.

Danke, dass du auch dem Leid nicht aus dem Weg gehst, sondern es in Jesus sogar auf dich nimmst, es erleidest und erduldest und erträgst.

 

Vater, du weißt, was uns so sehr zu schaffen macht und worunter wir leiden: Wir nennen und bringen dir all das und bitten dich: Herr erbarme dich. Hilf uns das Leid zu tragen und zu ertragen und mach uns frei von dem, was uns zu schwer ist. Lass uns deine Nähe erfahren.

Liebe Vater, wir bitten dich für alle, die Verantwortung tragen in unserer Welt, in unserem Land, in unserem Ort. Hilf ihnen der Verantwortung gerecht zu werden zum Wohl der ihnen anvertrauten Menschen. Gib ihnen den Mut und die Phantasie, für Frieden zu sorgen und für ein gutes Miteinander.

                                               Vater Unser

 

                                               Segen:

Der Herr segne dich ( mich ) und er behüte dich ( mich ).

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir ( mir ) und sei dir ( mir ) gnädig.

Der Herr hebe sein Angesicht über dich ( mich ) und schenke dir ( mir ) Frieden. Amen.

 

                                               Musik